Irgendwas mit Ursache 🤷♀️ - Bling 💡! ACHSO ist das!

3,5 Monate nach meiner Meniskus-OP stand nun also der FMS (Functional-Movement-Screen) Test an. ...
Irgendwas mit Ursache 🤷♀️ - Bling 💡! ACHSO ist das!
3,5 Monate nach meiner Meniskus-OP stand nun also der FMS (Functional-Movement-Screen) Test an. Tests...das konnte ich schon in der Schule nicht leiden und jetzt wird auch noch mein Körper bzw. der Beweglichkeits- und Stabilitätszustand beurteilt. Aber ich mache das ja freiwillig, weil ich schnell wieder fit werden will, also kein Grund zur Jammerei. Ich gebe aber zu, ich war etwas nervös. Aber ich hatte zuvor gegoogelt und mir die Übungen, die zu so einem Test gehören, angeschaut. Wirklich geübt hatte ich allerdings nicht. Dass ich körperlich dazu in der Lage war, eine Kniebeuge zu machen, wusste ich ja, aber worauf da genau geachtet werden würde, war dann doch interessant.
Also gut, erste Übung Over-Head-Kniebeuge: Bei der tiefen Überkopfkniebeuge wird eine Stange mit gestreckten Armen über den Kopf gehalten und dann eine tiefe Kniebeuge durchgeführt. Dabei wird die symmetrische Mobilität der Hüfte, Knie und Knöchel beurteilt. Der Stab, der über dem Kopf gehalten wird, hilft dabei, die Mobilität des Schultergürtels und der Brustwirbelsäule beurteilen zu können.
“Ouh” war das erste was ich von meiner Trainerin Sibylle Nies hörte - Moment mal, ich hatte ja noch nicht mal was gemacht, ich stand doch nur so da mit meinem Stab über dem Kopf. Und so muss ich auch etwas wie die Kuh im Wald geschaut haben. “Jaja, mach einfach” - lachte es von Frau Nies und sie zückte das iPad, um meinen Bewegungsablauf zu dokumentieren. So folgten nacheinander die Übungen “Über die Hürde steigen”, “In-Line Lunge” (Ausfallschrittkniebeuge mit beiden Füßen auf einer Linie), “Schulterbeweglichkeit”, “Gestrecktes Beinheben in Rückenlage” - hier wusste ich schon vorher, dass das meine schlechteste Performance ergeben würde, aber dazu später -, “Liegestütz aus Bauchlage” und “Rotationsstabilität im Vierfüßlerstand”.
Begleitet wurden die Übungen durch wechselhafte Kommentare wie “ja, das ist doch super” und “das ist jetzt aber gar nicht so gut”. Ich war also sehr gespannt auf das Ergebnis und nachdem ich die Übungen mehr oder weniger erfolgreich absolviert hatte, ging es auch gleich zur Besprechung.
Die Kniebeuge und das “Ouh”: Ob mir selbst etwas auffalle, fragte mich Frau Nies, während sie mir das Video davon abspielte. Und ja - tatsächlich! Mein rechter Fuß knickt deutlich nach innen und zwar wirklich nicht nur ein bisschen. Da erklärt sich ganz schön viel von meinen X-Beinen bis hin zur Überbelastung des Innenmeniskus, die schließlich auch zum Riss führte. Mein erster Aha-Effekt des Abends!
Bei den Übungen Ausfallschrittkniebeuge und über die Hürde war, wie auch bei der tiefen Kniebeuge, zudem zu sehen, dass ich auch drei Monate nach der OP noch Ausweichbewegungen in der Hüfte suche, um einen etwaigen Schmerz zu umgehen oder, weil mein Körper sich schon an die Alternativ-Bewegung angepasst hatte. Hier muss in Zukunft aktiv gegen die im Kopf “gespeicherte” Bewegung trainiert werden.
Schulterbeweglichkeit war kein Problem, es konnte festgestellt werden, dass eine Seite vielleicht noch etwas Übung vertragen würde, aber mein zukünftiges Training würde das eher nicht beeinflussen.
Für die Liegestütz aus dem Bauch konnte ich sogar anerkennendes Lob einheimsen, da ich diese ohne Probleme dreimal sauber ausgeführt hatte. Da überkommt einen dann doch etwas Stolz und es pusht die Motivation.
Und dann kamen wir auf die Übung “Gestrecktes Bein in Rückenlage” zu sprechen. Hierzu soll das Bein selbsterklärend auf dem Rücken liegend senkrecht nach oben bewegt werden. Ich drücke es mal diplomatisch aus: da war kein gestrecktes Bein in Rückenlage. Für die linke Seite kann ich immerhin behaupten, dass “der Haxn” zumindest gestreckt war, aber der Winkel war mit viel Optimismus höchstens bei 40 Grad zum Boden. Bei der rechten Seite zeigte sich dann auch noch, dass nicht nur die Streckung in den 90 Grad Winkel, sondern auch die Streckung des Beins allgemein ein großes Problem war.
Vergleicht man die Bilder von links und rechts, dann sieht man deutlich, dass mein rechtes operiertes Bein nicht in der Lage ist, vollständig in die Streckung im Kniegelenk zu gehen. Auf deutsch: da ist ein Knick drin.
Das hat mich jetzt nicht wirklich überrascht, immerhin bin ich 24h mit meinem Knie zusammen und merke schon, dass das nicht so funktioniert wie das andere. Bei jedem Schritt tritt die unvollständige Kniestreckung ins Bewusstsein und das Gehirn schimpft: tu doch was! Es dann aber nochmal “von außen” zu sehen, ist auch wieder was anderes und hat mich psychisch getroffen. Da stehe ich und schaue die Bilder an - 3,5 Monate nach meiner OP und mein Knie ist einfach nicht gerade. Ich weiß, dass ich in der Physiotherapie und im Training bestens betreut bin, dass wir in jeder Woche gemeinsam hart daran arbeiten, damit ich wieder rund - oder in dem Fall vielleicht eher gerade - laufe, ich mache daheim alle möglichen Übungen - ich kann also nicht mal irgendjemandem die Schuld geben. Und was würde es auch helfen?
Frau Nies reißt mich aus meinen Gedanken in dem sie einfach nur sagt:”Und jetzt zeige ich dir, wie wir das wieder hinkriegen!”
Um das Problem zu verstehen, muss man sich ein bisschen mit Anatomie auseinandersetzen:
Die gesamte Streckmuskulatur eines Kniegelenkes funktioniert nach den Prinzipien der Extension (Streckung) und der Flexion (Beugung). [...] Um diesen Bewegungsablauf reibungslos zu gewährleisten, stehen dem Kniegelenk zahlreiche Muskeln zur Verfügung. Der große Streckmuskel, welcher sich am Oberschenkel befindet, verläuft über die Vorderseite des Kniegelenkes und ermöglicht das Strecken des Beines. Hierbei wird mit der Unterstützung des Wadenmuskels, dem Musculus gastrocnemius, durch die hintere Oberschenkelmuskulatur das Beugen des Knies bewirkt. Dieser komplizierte Mechanismus, das Strecken und Beugen wird durch die Streckmuskulatur im Zusammenspiel mit weiteren Muskelgruppen ermöglicht. So gehören der Musculus vastus medialis, der Musculus vastus lateralis und Musculus vastus intermedius genauso dazu, wie der gerade Muskel, der Musculus rectus femoris. Diese vier Köpfe sind zusammen mit dem Streckmuskel für das Strecken des Knies verantwortlich. (quelle: med-library.com)
So, Schluss mit Anatomie für Anfänger, denn eigentlich ist es einfach erklärt: Die Muskeln für Kniestreckung und -beugung sind bei mir schlichtweg noch zu schwach. Sogar so schwach, dass trotz Stromimpuls keine Kontraktion sichtbar war. Auch so ein Moment wo ich dachte “ööööhhh Muskel? Hallo? Bist du noch da?” - natürlich ist er noch da, aber bis man (also ich) das einfach mal in seinen (also in meinen) Kopf bekommt: Muskeln bauen sich viel langsamer wieder auf als sie sich abgebaut haben! Sollte ich mir vielleicht als Mantra überall hinkleben…
Frau Nies fasste dann meinen weiteren Weg kurz und knapp zusammen: Training, Training und nochmal Training...strecken, beugen, dehnen, stabilisieren!
Und das alles jetzt nicht nur mit Kaatsu sondern auch noch unterstützend im Fitnessstudio.
Ob und was dieses Training dann bewirkt, wird in einem Monat bei einem weiteren FMS-Test beurteilt. Ich habe also eine “Deadline” und die Motivation ist groß.
Lest demnächst in der Blog-Serie: Es geht bergauf 🧗♀️🌄 - im wahrsten Sinne des Wortes